Welttag des Buches: die Gewinner unserer Buchverlosung

Heute ist es soweit: Genau eine Woche nach dem Welttag des Buches werden  unsere Gewinner der Aktion „Blogger schenken Bücherfreude“ bekannt geben. Vorab aber noch folgendes: WIR SIND MEHR ALS BEGEISTERT! Knapp 150 Lesebegeisterte haben  an unserem Gewinnspiel teilgenommen. Das hat unsere Erwartungen wahrlich übertroffen. Dennoch haben wir nur zwei Bücher zu vergeben. Das Glück war folgenden Teilnehmern hold:

Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes geht an Bianca.

Über den Spielmann von Ingrid Ganß darf sich Rosa freuen.
(Die Teilnehmer werden per Mail benachrichtigt)

An alle anderen: Nicht traurig sein – denn eins ist gewiß! Auf uns Lese-affinen und Buchsüchtigen warten noch unzählige ungelesene Geschichten, die uns das Leben versüßen werden und uns zum Nachdenken bringen. Euch allen ist deshalb eines unserer Lieblingszitate gewidmet, dass uns aus dem Herzen spricht:

„Je mehr ich las, umso näher brachten die Bücher mir die Welt, um so heller und bedeutsamer wurde für mich das Leben.“ (Maxim Gorki)

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Blogger schenken Lesefreude – Verlosung zum Welttag des Buches

Wir gehören zu den lesebegeisterten Bloggern, die zum Welttag des Buches ihre Lesefreude mit allen Literatur-affinen Menschen teilen wollen – und beteiligen uns deshalb mit Freude an der Aktion, die zwei Buchblogger ins Leben gerufen haben. Isgesamt 1008 Blogger und Verlage nehmen teil an dem Projekt, das auf Initiative von Dagmar Eckhardt und Christina Mettge entstand.

Und jetzt seid ihr gefragt: Ob Fanatasyroman, Krimi, oder Bellestristik – auf hundeten von Seiten habt ihr die Chance, Bücher zu gewinnen – ganz nach eurem Geschmack. Und damit euch die Auswahl ein wenig leichter fällt, könnt ihr die Teilnehmerliste nach Autoren und Buchtiteln durchsuchen.

Wir verlosen hier bei scriba zwei Bücher, die wir nach „eingänglicher Lektüre“ als gut befunden haben und die wir euch nach bestem Gewissen empfehlen können:

Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr

Der erst kürzlich erschienene Roman Ein ganzes halbes Jahr der britischen Autorin Jojo Moyes hat uns nachhaltig beeindruckt.

Auch mehrere Wochen nach Ende dieser Lektüre arbeitet der eindringliche Roman um die Liebesgeschichte zwischen dem Tetraplegiker Will und seiner bezaubernd unkonventionellen Pflegerin Louisa noch in uns nach und hat uns wahrhaft bereichert. Wer also diesen Roman gewinnen will, der kommentiert diesen Post und stellt seinen Worten @Ein ganzes halbes Jahr voran. Unsere Leseeindrücke schildern wir hier.

Ingrid Ganß: Der Spielmann

Der Spielmann von Ingrid Ganß ist dagegen ein Buch, das wir schon vor Jahren gelesen haben, aber einfach nicht vergessen können. Es gehört für uns zu den wirklichen Perlen unter den Historienromanen, die einen verzaubern und nicht mehr loslassen, in eine ganz eigene Welt entführen und sich langfristig in das Leserherz einnisten. Ingrid Ganß macht sich in ihrem Roman altbewährte Muster zu eigen und baut auf das Märchen von König Drosselbart. In unserem Freundeskreis hat diese Liebesgeschichte bislang fast jeder gelesen und noch keiner hat es bereut!

Wer also den „Spielmann“ gewinnen will, der kommentiert ebenfalls diesen Post und stellt seinem Beitag @Spielmann voran! (Die Rezension des Nachfolgeromans „Der König“ könnt ihr hier lesen)

Zum Welttag des Buches wünschen wir euch viel Glück, damit euch genau die Bücher in die Hände fallen, die eure Herzen erreichen: Denn – um es mit den Worten von Franz Kafka zu sagen: Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns!

Die Gewinner wurden mittlerweile ausgelost: Hier gehts zur Bekanntgabe der Glücklichen.

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Ein ganzes halbes Jahr

Jojo Moyes
E-Book:
Kindle Edition – 12,99 Euro
Verlag:
rororo
Erscheinungsdatum: 21. März 2013
Sprache:
Deutsch
ISBN-13: 978-3499267031
Originaltitel:
 Me Before You

Mark Twain sagte einmal – so heißt es – dass der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen derselbe Unterschied sei, wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. Ich habe dieses Zitat lange nicht wirklich verstanden. Doch jetzt tu ich es. Ich verstehe seine Worte, seit ich Jojo Moyes Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen habe. Ihre Geschichte hat mich wie ein Blitz getroffen, ihre einfachen, aber umso treffenderen Worte hallen wie Donnerschläge in meinem Kopf nach und haben mir die Augen geöffnet auf ein sensibles und stilles Thema, vor dem ich bisher gut und gerne meine Ohren verschlossen habe.

Genauso geht es der schusseligen und liebenswürdigen Louisa Clark, die ein denkbar unspektakuläres Leben in einer englischen Kleinstadt führt. Louisa weiß weder ob sie ihren von Körperfettwerten besessenen Freund eigentlich liebt, noch was sie überhaupt vom Leben will, bis die Suche nach einem neuen Job sie zufällig an Will Traynor geraten lässt: Einen C5/C6 Tetraplegiker, von der oberen Brust ab gelähmt, ein Mann mit einem leeren Blick, der sich fest entschlossen hat nicht mehr dem energiegeladenen und lebensbejahenden Senkrechtstarter zu ähneln, der er vor seinem Unfall mal war.

Dieser Roman, der mit Louisas Arbeit als Pflegekraft und Aufpasserin  für den „von seiner Krankheit ermatteten und vom Leben ermüdeten“ Will beginnt, ist die berührende Geschichte zweier Menschen, die sich unter normalen Umständen niemals begegnet wären, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch deren Seelen sich auf unergründliche Weise berühren. Die Geschichte von zwei Menschen, die ein stilles Glück in einem Meer aus Schmerz erleben, die sich herausfordern, trösten und heilen und dennoch lernen müssen Entscheidungen aus Liebe zu akzeptieren, auch wenn sich alles in einem dagegen sträubt.

Nachhaltig beeindruckt hat mich aber nicht nur das Beziehungsgeflecht zwischen dem „nervenden, launenhaften, schlauen, humorvollen Will, der den Professor Higgins spielen wollte“ während Lou die Eliza Doolittle gab, sondern die schonungslose und befreiend mehrdimensionale Darstellung all der unvorstellbaren Herausforderungen, mit denen Tetraplegiker täglich zu kämpfen haben.  Da ist nicht nur die Rede von fehlender Bewegungsfreiheit, man liest von einer „unendlichen Serie von Demütigungen und Gesundheitsproblemen, von Risiken und Schmerzen“, von Ängsten und falschem Mitleid. Man erfährt, dass ein solcher Unfall nicht nur das Leben des Betroffenen ändert, sondern ganze Familien in ihren Grundfesten wanken lässt, man liest von der mehr als wichtigen Arbeit von Pflegern wie dem unerschütterlichen Nathan, man liest ebenso von einem seltenen Lächeln, so wertvoll wie ein ganzes Königreich, und vor allem liest man von Sinnlichkeit, da wo man sie nie erwartet hätte!

Denn gerade diese Sinnlichkeit, die aufkommt, wenn Louisa Wills rosafarbene Nägel betrachtet, die nur mehr von anderen geschnitten werden können, die aufkommt beim männlichen Geruch seiner Haut oder bei der Berührung seiner Finger, lässt sich nicht ignorieren und darüber hinwegtäuschen, dass jenseits des Rollstuhls immer noch ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen sitzt.

Mir fiele noch so viel mehr ein, was es über dieses stille, handlungsarme (in Bezug auf die wenigen Ortswechsel, was die Geschichte in Anbetracht von Wills Bewegungsunfähigkeit nur noch eindringlicher macht), aber dafür umso tiefere Buch zu sagen gibt, doch nur noch eins: Auch wenn bei Jojo Moyes Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ kein Auge trocken bleibt, ist die Geschichte von Will und Lou absolut lebensbejahend – mehr noch: eine Laudatio darauf, nicht im Stillstand zu verharren, sich täglich aufs neue herauszufordern und hoch erhobenen Hauptes ein „unerschrockenes Leben“ zu führen – denn es ist zu wertvoll, um nur eine Sekunde zu vergeuden!

Dieses eindringliche Buch über den unerschrockenen Will und die leuchtende Lou hat mich wahrhaft bereichert!

Leseprobe: Ein ganzes halbes Jahr

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scriba-Autor des Monats März

Otfried Preußler – Ein Nachruf

Kinder wollen keine Lehrstücke, sondern Geschichten, die der Phantasie Nahrung geben und ihnen auf dem Weg der Poesie helfen, mit mancherlei Ängsten besser fertig zu werden“, so wird Otfried Preußler nach seinem Tod zitiert. Dieser Satz beschreibt das Werk des Kinderbuchautors treffend, gilt es denn den natürlichen Optimismus der Kinder anzuregen, ihnen freies und sorgenloses Denken zu vermitteln, aber auch Werte zu geben und ihr Urteilsvermögen zu stärken.

Dabei wusste er wohl allzu gut wie es ist, mit Ängsten fertig werden zu müssen. Der 1923 in Reichenberg in Nordböhmen geborene Preußler wurde sofort nach Erreichen des Abiturs im Alter von 18 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen. Er überstand den Zweiten Weltkrieg an der Ostfront, um sich 21jährig in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wiederzufinden. Fünf lange Jahre, von 1944 bis 1949, verbrachte Otfried Preußler in verschiedenen Gefangenenlagern in Tatarstan, eine Zeit, die von Angst, Hunger, Krankheit und Tod geprägt war. Der junge Preußler muss schreckliche Entbehrungen erlebt haben, er litt unter Typhus, Malaria und Fleckfieber und war irgendwann bis auf 40 Kilogramm abgemagert.

Dennoch sagt Preußler in einem Interview aus dem Jahr 2008, dass er seine Erlebnisse aus der Gefangenschaft nicht literarisch verarbeiten will. „Du schreibst für Kinder“ habe er sich selbst ermahnt. Allerdings habe Preußler in seinen letzten Jahren mehr seiner Erlebnisse und die prägenden Episoden aus seinem Leben aufgeschrieben. „Aber das bekommt vorläufig niemand zu sehen. Erst wenn ich tot bin.“ Und so sollte es nicht überraschen, bald eine Autobiografie des Autors in Händen zu halten, der Jahrzehnte lang die Phantasie von Kindern beflügelt hat.

Kinder muss man achten

Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft absolvierte er schnellstmöglich eine Lehrerausbildung. Zeitlebens nannte sich der Erzähler und Grundschulpädagoge selbst Schulmeister.  Sein Rektor riet ihm anfangs, wenn ihm seine 52 Grundschüler nicht folgten, solle er doch die Geige spielen. Otfried Preußler griff jedoch nicht zum Instrument, sondern erzählte Geschichten. So kam denn auch die Beurteilung zustande: Lehrer erzählt zu viel, Klasse zu laut. Bis 1970 war er gerne Schulmeister, wie er es selbst zu nennen pflegte und überzeugt, dass man Kinder achten müsse und ihren natürlichen Optimismus unterstützen müsse, nur dann sei man ein guter Erzieher oder Erzähler.

Der Magier

Otfried Preußler erzählt auch seinen Schülern viel von uns aus seiner Kinderheimat Böhmen, einem für ihn magischen Land und der Ursprung seiner späteren Geschichten. Unter seinen Vorfahren  fänden sich zwei Zauberer und seine Großmutter hatte, so sagt er, das, was man gemeinhin als das zweite Gesicht bezeichnet. Nebelfrauen, Hexen, Nachtgeister und Wassermänner bevölkern die Erzählungen seiner Heimat, denen er auf langen Wanderungen mit seinem Vater in den Stuben Böhmens begegnet. Ein bisschen Magier, so er Autor, sei er dadurch selber geworden. Einer, der seine Magie in Geschichten verwebt. Die richtige Formel, den magischen Ausspruch zu treffen war am Anfang nicht ganz leicht, aber er hat sie dann doch gefunden und auf meisterliche Art umgesetzt.

Der – Die – Das

Der Zauberspruch war äußerst simpel: DER kleine Wassermann, DIE kleine Hexe, DAS kleine Gespenst. Der – Die – Das war das Mantra, mit dem er seine erfolgreiche Karriere als Schriftsteller begann, die ohne diese Erfahrungen so vielleicht nicht stattgefunden hätte und deren Ergebnis für sich spricht. Insgesamt 32 Bücher schrieb der Schulmeister, der vielen seiner Leser nicht nur ihre Kindheit bereichert hat, sondern ihre Phantasie auch im Erwachsenenalter beflügelt. Er hat ihnen wunderbare Momente des Lesens und Träumens beschert, ihren Optimismus gestärkt und ihre Seelen fliegen lassen.

 

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Osteuropa auf der Leipziger Buchmesse 2013

Am Donnerstag wurde das Programm der diesjährigen Leipziger Buchmesse veröffentlicht, die vom 14. bis zum 17. März ihre Tore öffnet. Und siehe da! Nachdem im letzten Jahr Südosteuropa bereits im Fokus der Buchmesse stand, kommen auch 2013 Osteuropa-Fans auf ihre Kosten! Neben in Deutschland noch eher unbekannten AutorInnen wie beispielsweise Lindita Arapi aus Albanien, sind Schriftstellergrößen wie der Ungar Péter Esterházy zu Gast in Leipzig.

Hier eine kurze Zusammenstellung einiger meiner persönlichen Höhepunkte:

Techno der Jaguare – Neue Erzählungen aus Georgien
Datum: 14. März, 10.30 Uhr – 11.00 Uhr
Autorinnen:
Ekaterine Togonidze, Tamta Melaschwili, Nino Haratischwili
Aus dem Programm: Nicht nur die sprachliche Kraft und der Erfolg der Autorinnen zeigen, dass Georgien ein Land ist, das literarisch im Aufbruch begriffen ist. In den letzten Jahren hat sich dort eine lebendige und vielstimmige Literatur herausgebildet, die vor allem von jungen Autorinnen bestimmt wird. Mit Lakonie, Scharfsinn und ungeheurer Erzählfreude porträtieren sie Leben und gesellschaftliche Umbrüche in ihrem Land.

Kroatien vor dem EU-Beitritt: Auftakt zum Festival der kroatischen Kultur „Kroatien Kreativ 2013″
Datum: 14. März, 11:00 – 12:00 Uhr
Veranstalter: Traduki
Aus dem Programm: Die Leipziger Buchmesse ist seit Jahren ein Ort, an dem sich nicht nur die kroatische Literatur, sondern auch das Land Kroatien als eine spannende Kulturlandschaft präsentiert. Deshalb hat das Festival-Team „Kroatien Kreativ 2013″ die diesjährige Leipziger Buchmesse gewählt, um hier das bevorstehende kroatische Kulturjahr in Deutschland anzukündigen.

ÜBER GRENZEN SPRECHEN – Internationaler Dramenwettbewerb für Osteuropa des Österreichischen Außenministeriums; UKRAINE 2012
Datum: 14. März, 12:00 – 13.00 Uhr
Aus dem Programm: Der Dramenwettbewerb entstand 2005 aus der Idee heraus, die Situation der unweit von Österreich beheimateten Menschen in Osteuropa besser kennen zu lernen und zwar über ihre zeitgenössischen, künstlerischen Leistungen. Das Projekt entspricht somit einer Einladung zu Gedankenaustausch, Dialog und Begegnung.

Mit Tempo und Esprit erzählt: Junge Autoren aus Ungarn
Datum: 4. März 2013, 13:00 – 14:00 Uhr
AutorInnen:
Zsolt Koppány-Nagy, Ildikó Noémi Nagy
Aus dem Programm: Aus Vancouver über Budapest und Tîrgu Mureṣ nach Stuttgart: Junge Autoren im Gespräch. Lesung und Gespräch mit zwei jungen AutorInnen aus Ungarn.

Dreimal Kindheit im Süden Europas: Romanautorinnen aus Kroatien, Albanien und Montenegro lesen und erzählen
Datum: 14. März 2013, 13:00 – 14:00 Uhr
Autorinnen: Lindita Arapi, Ksenija Popović, Mascha Dabić, Maša Kolanović
Aus dem Programm: Schlüsselmädchen und andere Kinder – Kindheitserfahrungen werden zu beeindruckender Literatur.

Esti
Datum:
14. März 2013 | 13:00 – 13:30 Uhr
Autor: Péter Esterházy
Aus dem Programm: Esterházy stellt auf der Leipziger Buchmesse sein neuen Buch vor. Wie in seinem gefeierten Roman „Harmonia Caelestis“ spielt Péter Esterházy mit der Identität und treibt sein Spiel hier auf die Spitze. Er wird zu Kornél Esti, dem charmantesten Romanhelden der Literatur aus Ungarn, einer Erfindung des großen Schriftstellers Dezsö Kosztolányi.

tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus
Datum: 14. März – 17. März
Themenschwerpunkt der Leipziger Buchmesse 2013: Veranstaltungsübersicht
Aus dem Programm: Die Programmreihe „tranzyt.Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus“ zeigt die literarische Vielfalt entlang der EU-Ostgrenze. Mit dem dreijährigen Programmschwerpunkt folgt die Leipziger Buchmesse weiter ihrer generellen Zielstellung, neue, interessante Autoren aus der Region Mittel- und Osteuropa einem breiteren Publikum vorzustellen und ihre Veröffentlichung bei deutschsprachigen Verlagen zu befördern. Denn alle drei Länder haben eine reiche Literaturszene mit exzellenten Autoren, die es lohnt, einer breiteren Öffentlichkeit hierzulande vorzustellen.

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Ich wünschte, ich könnte dich hassen

Lucy Christopher
Verlag:
Carlsen Verlag; Februar 2011
Taschenbuch:
368 Seiten
Originaltitel: Stolen
ISBN-13:
978-3551520081
Leseprobe

Noch immer klingen die einzelnen Sätze von Lucy Christophers Roman „Ich wünschte, ich könnte dich hassen“  in meinen Ohren und machen mich sprachlos. Ich bin sprachlos darüber, was ich in den letzten 24 Stunden gelesen, nein, vielmehr gierig in mich aufgesogen habe: Die Geschichte einer Entführung, deren Plot, so schrecklich, so unvorstellbar wie er ist, nur weniger Worte bedarf: Ein junges Mädchen, Gemma,  gerät am Flughafen in die Hände ihres Häschers. Alles ist von langer Hand geplant. Bevor sie sich versieht, strandet sie im australischen Nirgendwo, gerissen aus der ihr bekannten Welt. Dort wo sie nun festgehalten wird gibt es kein Entrinnen, es gibt keine Hoffnung, nur Verzweiflung, karges, tödliches Land und Ty…

Wie kann es also dennoch sein, dass Gemmas Hassgefühle umschlagen in so etwas wie Liebe? Wie kann es sein, dass das todbringende Land ihrer Gefangenschaft sich spürbar wandelt in eine lebendige Oase? Und wie kann es sein, dass der Leser in Ty, Gemmas Entführer, nicht zwingend ein Monster sieht, sondern die Augen richtet auf den gebrochenen, sensiblen Teil seiner Seele? Ich bin wie betäubt von den schmerzhaften Wegen, die diese Geschichte und ihre Protagonisten gehen. Und gleichzeitig bin ich sprachlos, dass ich diese Entwicklung völlig glaubhaft empfinde und jeden ihrer Gedanken verstehen kann.

Aber wie soll ich das in nachvollziehbare Worte fassen?  Wie soll ich eine Rezension über ein Buch schreiben, dass so anders ist, sich so grundlegend von bekannten Mustern unterscheidet, dass man selbst nicht glauben kann, was man da gelesen hat? Wie soll ich dem Leser klar machen, dass „Ich wünschte, ich könnte dich hassen“ ein mehr als lesenswertes Buch ist, obwohl es von Dingen erzählt, die sich kein Mensch auf dieser Welt wünscht, die verstörend und furchtbar sind? Wie kann ich ihm vermitteln, dass die Geschichte um Gemma und Ty hart, grausam und traurig, aber gleichzeitig sanft, zart und wunderbar leuchtend ist – sanft wie der Flügelschlag des Nachtfalters in Gemmas Händen, zart wie der kühl die Haut liebkosende Morgen in Sandy Desert, leuchtend wie die Abertausend Sterne über dem einsamen Haus im Nirgendwo, in dem Gemma sich aufgegeben und neu erfinden musste.

Ich bin fassungslos über die Idee, die diesem Buch zugrunde liegt. Über die Geschichte, die Lucy Christopher erzählt, eine Geschichte, die ich mir in den kühnsten Träumen nicht hätte ausdenken können. Ich bin fassungslos darüber, was diese Geschichte mit mir gemacht hat. Ich bin fassungslos, welch unvermutetes Leben, welch unerwartete Schönheit Lucy Christopher dem Leser in der kargen Landschaft der australischen Wüste offenbart.  Ich bin fassungslos, weil ich genau weiß, was krank und falsch ist, und trotzdem spüre, was Gemma spürt und weil sich Böse und Gut vor meinen Augen vermischen. Ich bin fassungslos über das Ende der Geschichte, das gut und richtig war und weil ich mir insgeheim genauso wie Gemma ein anderes Ende hätte vorstellen können. Ich bin fassungslos, was geschriebene Worte auslösen können. Ich bin fassungslos weil ich bunte Farben vor meinen Augen sehe, Kringel, Punkte, bin fassungslos, weil ich wie ein Vogel über Sandy Desert fliege. Ich bin verstört, atemlos, vor allem aber bin ich froh Gemmas und Tys Geschichte gelesen zu haben.

Lieber Leser, ich weiß nicht, ob diese Geschichte das gleiche mit Dir macht, wie mit mir. Aber eins verspreche ich Dir – sie wird Dich berühren!

Zu guter Letzt sei eins gesagt: „Ich wünschte, ich könnte dich hassen“ ist mitnichten ein Jugendbuch. Erwachsene Leser sollen sich nicht davon abhalten lassen, in die Geschichte von Gemmas Entführung einzutauchen.

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scriba-Autorin des Monats Februar

Sie heißt Nikola Hotel, liebt Prag und Musik von Rachmaninov, holt sich durch den Wald laufend Inspiration und nennt sich auf ihrem Autoren-Blog selbst „Blauträumerin“. Wenn sie nicht gerade liest, dann schreibt sie, und das einfach fabelhaft. Im scriba-Interview stellt die Autorin nun ihren Debütroman „Rabenblut drängt“ vor. 

Nikola Hotel
Nikola Hotel

scriba: Eher zufällig sind wir auf das E-Book „Rabenblut drängt“ gestoßen, haben aber bereits nach ziemlich kurzer Zeit bemerkt, was für einen außergewöhnlichen Lese-Schatz wir in Händen halten. Wie kann es sein, dass die deutsche Verlagswelt das noch nicht gemerkt hat?

Nikola Hotel: Vielen Dank erst einmal für diese nette Einschätzung! Die deutsche Verlagswelt wartet leider nicht auf junge, unbekannte Autoren. Ich habe meinen Roman natürlich auch den großen Verlagen angeboten, aber meist nicht einmal eine Absage erhalten. Zwar gab es nach der Veröffentlichung Interesse von kleinen Verlagen, aber die waren wiederum für mich nicht interessant. Der Weg, direkt über die Verlage zu gehen, hat sich also als falsch herausgestellt. Ich würde deshalb immer empfehlen, sich an eine Agentur zu wenden. Für mich persönlich hoffe ich aber, dass nach oben hin noch alles offen ist.

scriba: Neben der Liebe zur Natur und der Musik bestimmt vor allem auch eine große Portion Humor dein Romandebüt. Würdest du sagen, dass diese Motive auch deinen eigenen Charakter auszeichnen?

Nikola Hotel: Das ist eine schöne Frage, weil mein Liebster immer behauptet, ich hätte gar keinen Humor. Auf weitere Nachfragen musste er aber zugeben, dass ich sehr wohl Humor besitze, nur eben keinen »kölschen«. Das ist fürs Rheinland ungewöhnlich, muss aber an meiner österreichischen Mutter liegen. Ich neige eher zur Melancholie. Seltsamerweise bringen mich aber gerade Bücher zum Lachen. Das geht so weit, dass ich meine Familie nachts mit Gelächter aufwecke, weil ich noch lese. Humor finde ich in meinen Kindern wieder, den Tieren (man beobachte nur mal die Vögel am Futterhäuschen) und in der Musik. Ja, auch Musik kann mich zum Lachen bringen. Zum Beispiel, wenn David Fray ganz verspielt Bach interpretiert.

scriba: Wie sieht es mit dem biographischen Anteil in der Rabenblut-Saga aus? Haben deine Figuren reale Vorbilder?

Nikola Hotel: Es gibt einige Künstler, die mich inspiriert haben, so z. B. Maksim Mrvica, der für Alexej Pate stehen könnte, oder David Garrett für den Charakter des Nikolaus. Dann zog ich viele Ideen aus Biographien über den böhmischen Adel. Allen voran Karl Fürst zu Schwarzenberg, amtierender Außenminister Tschechiens und in diesem Jahr leider unterlegener Präsidentschaftskandidat. Seine Lebensgeschichte bietet genug Stoff für mehrere Romane.

scriba: Wie ist das Feedback der Leser zu deinem Debüt-Roman? Gibt es mittlerweile so was wie eine „Rabenblut-Fangemeinschaft“?

Nikola Hotel: Es erreichen mich sehr viele E-Mails von Lesern, die auf eine Fortsetzung warten und mir erzählen, dass ich sie zum Träumen brachte. Das ist ein großes Kompliment, und ich bemühe mich, alle Nachrichten persönlich und zeitnah zu beantworten. Auch die Rezensionen von Buchbloggern sind ausschließlich positiv. Von einer richtigen Fangemeinde traue ich mich aber noch nicht zu sprechen. So etwas entwickelt sich vielleicht, wenn es weitere Bände geben wird.

scriba: Was für ein Schreibtyp bist du? Eher der Typ Autor mit festem Konzept, der die Geschichte von Anfang bis Ende durchplant oder der intuitive Schreiber, der anfangs nur einen vagen Handlungsverlauf im Kopf hat?

Nikola Hotel: Ich schreibe (leider) einfach drauflos und habe kein ausgefeiltes Gerüst, an dem ich mich entlanghangeln könnte. Das ist meist ein Fehler, weil man hängen bleibt. Aber es gibt mir auch die nötige Freiheit, meinen Charakteren ihren Willen zu lassen. Sie haben definitiv das Zepter in der Hand. Trotzdem habe ich einige Schlüsselszenen fertig im Kopf. Das Ende ist für mich also schon zu Beginn völlig klar, und das ist ein Ziel, dem ich entgegenfiebere. Ich möchte nicht alles durchplanen, sondern mich auch noch von der Geschichte, den Personen überraschen lassen.

scriba: Wie lange hast du an Alexejs und Isabeaus Geschichte geschrieben? Musstest du viele Szenen nachträglich wieder umschreiben, überarbeiten oder streichen?

Nikola Hotel: Die ursprüngliche Fassung von über 700 Seiten hatte ich exzessiv in vier Monaten geschrieben. Aber danach folgten viele Monate der Überarbeitung. Das bedeutete kürzen, kürzen, kürzen. Szenen umschreiben musste ich nicht, sondern  hauptsächlich am Stil feilen. Es wurde also keine einzige Szene komplett gestrichen. Insgesamt dauerte es (vom ersten Entwurf bis zur Veröffentlichung) drei Jahre. Allerdings mit Unterbrechungen, bei denen ich an anderen Projekten arbeitete.

scriba: Du hast „Rabenblut drängt“ in der Ich-Perspektive verfassst, jedoch im Wechsel aus der Sicht der beiden Hauptfiguren – was eher ungewöhnlich ist. Warum hast du dich für diese besondere Technik entschieden?

Nikola Hotel: Mich reizte es, die Unterschiede in der Wahrnehmung darzustellen. Alexej ist ein sehr sinnlicher Charakter und Isabeau eher pragmatisch. Sie haben ganz verschiedene Erzählstimmen. Auch fand ich es spannend, wie sich das, was man sagt und das, was man denkt, doch unterscheidet. Dazu kommt noch, dass ich mich in meine Helden immer rettungslos verliebe und ihnen so eben besonders nahe komme.

scriba: In diesem Zusammenhang ist auch interessant: Wer ist deine persönliche Lieblingsfigur?

Nikola Hotel: Das wechselt im Laufe des Schreibprozesses. Zu Beginn war es natürlich der Held Alexej. Meine liebsten Szenen waren seine Dialoge und Streitgespräche mit Nikolaus oder seiner Großmutter, genannt „der General“. Mittlerweile ist es Sergius, der zwar auch zu den „Guten“ gehört, aber ein sehr zerrissener und manchmal auch grausamer Charakter ist. Er ist für mich die spannendste Persönlichkeit, weil er ungehobelt ist, ehrgeizig, lüstern, ungesund, gemein, manchmal aber auch müde, verloren und verletzt. Er bringt mein Schreiberherz zum Glühen.

scriba: Nehmen wir mal an, deine Buchreihe würde verfilmt: Wer sollten dann die Hauptdarsteller sein?

Nikola Hotel: Am schönsten wäre die Vorstellung, wenn jeder Charakter aus dem Buch mit einem Schauspieler besetzt würde, der aus dem jeweiligen Land kommt. Rabenblut drängt ist ein europäisches Buch. Die Protagonisten kommen aus Tschechien, Ungarn, Polen, Österreich, Russland und Deutschland. Sie auch genau so dargestellt zu wissen, wäre mein Traum, wenn auch kein populärer. Denn Osteuropa gehört leider nicht zu den Lieblingsschauplätzen der Deutschen.

scriba: Zu guter Letzt noch die Frage, die uns alle brennend interessiert: Wie geht es mit der Rabenblut-Saga weiter? Wann dürfen wir uns auf die Fortsetzung von Alexejs und Isabeaus Geschichte freuen?

Nikola Hotel: Meine ursprüngliche Aussage, dass es noch im Frühjahr erscheint, muss ich leider revidieren. Ich brauchte einfach eine kleine Pause und schreibe zur Entspannung an einer Komödie. Danach werde ich aber meine ganze Kraft wieder in die Rabenwelt stecken. Verraten kann ich aber so viel, dass Sergius eine viel größere Rolle einnehmen wird und es rabenblütigen Nachwuchs gibt. Bis dahin kann ich aber den Lesern anbieten, sich auf rabenblut.com umzusehen. Dort findet man alles über die Saga und erfährt die Neuigkeiten zuerst.

Die gesamte scriba-Redaktion dankt Nikola Hotel herzlich für das interessante Interview! Hier könnt ihr die Rezension zu „Rabenblut drängt“, dem Auftaktroman der Rabenblut-Saga, lesen.

 

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Rabenblut drängt

Nikola Hotel
E-Book:
Kindle Edition
Dateigröße:
599 KB
Sprache: Deutsch
ASIN:
B008CQYYQK
Leseprobe: Rabenblut drängt

Manchmal dauert es Wochen, Monate, gar Jahre, bis es wieder passiert: Bis man ein Buch in Händen hält, bei dem man Wort für Wort, Zeile für Zeile, spürt, dass man ein Kleinod aufgetan hat – einen Leseschatz, der vor dem inneren Auge eine Parallelwelt eröffnet, in der man atmet und leidenschaftlich lebt, bis man die letzten Buchstaben in sich aufgesogen hat. „Rabenblut drängt“ von Nikola Hotel gehört zu diesen einzigartigen Büchern.

Nur durch Zufall bin ich auf das E-Book aufmerksam geworden, das für gerade mal  3,99 Euro feilgeboten wird – ein Preis, der einem nahezu lächerlich gering vorkommt, hat man erst einmal bemerkt, welch außergewöhnliches Buch man in Händen hält.

Die Autorin erzählt die Geschichte eines Raben, halb Mensch, halb Tier, auf dem seit Generationen ein Blutfluch lastet. Tief in den urwüchsigen Wäldern des Böhmerwaldes zurückgezogen, versucht der Protagonist Alexej sich und seinen Schwarm zu schützen und dem Schicksal zu trotzen, das den Vätern bereits zum Verhängnis geworden ist – jedoch vergeblich. Als sich die Ereignisse überschlagen, und der Fluch nicht nur den Schwarm, sondern auch das Leben von Isabeau gefährdet, einer jungen Frau, die in Alexej längst begrabene Hoffnungen weckt, muss er sich seinen Widersachern stellen.

Liest man diesen Plot, könnte man denken: Nikola Hotel bedient sich im Auftaktroman ihrer Rabensaga einem altbekannten Erfolgsrezept. Mystische Elemente werden geschickt zu einem Cocktail mit köstlichen Zutaten wie Spannung, Herzschmerz und Liebe gemischt, den jede leidenschaftliche Romantasy-Leserin gierig und nur allzu gerne verschlingt. Nun, mit dieser Einschätzung hat man nicht unrecht: „Rabenblut drängt“ ist mystisch, romantisch, herzzerreißend und höllisch spannend – Die Geschichte um Alexej und Isabeau ist aber noch viel mehr.  Im Gegensatz zum Romantasy-Mainstram hat es Nikola Hotels Geschichte geschafft, mich tief zu berühren.

Ihre Erzählweise hat Töne in mir angeschlagen, die bis heute nachklingen. Schon nach wenigen Seiten hat die bildhafte und lautmalerische Sprache meine Sinne geschärft und so nachhaltig zum Schwingen gebracht, dass ich nicht mehr nur Hotels Worten über ihren atmosphärischen Schauplatz gelauscht habe, sondern selbst knirschend Schritt für Schritt durch den Böhmerwald gewandelt bin. Bei jedem Flügelschlag Alexejs hab ich die „wispernden Winde“ um meine Ohren gespürt und immer wieder Bilder vor mir gesehen – völlig unkonventionell, völlig neu – die mich dazu verleitet haben, innezuhalten und darüber nachzudenken und mich schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen wieder eintauchen ließen in diese Welt, die mit Worten geschaffen wurde, aber einen so lebendig fühlen lässt, als wäre man selbst vor Ort.

Dieses völlige Eintauchen in die Geschichte wird jedoch nicht nur durch die bildhaften Naturbeschreibungen möglich, sondern auch durch die Musik. Der Leser lauscht nicht einfach den Klängen beim Spiel Alexejs auf dem Piano: bunt schwirrt vor dem inneren Auge jeder Ton durch die Luft, mal sanft, mal kreischend, bis man sich selbst mehrmals schelten muss, warum man eigentlich – ähnlich wie Isabeau – bis jetzt der klassischen Musik eine Absage erteilt hat.

Jenseits der sprachlichen Finesse sind es aber vor allem die eigensinnigen und authentischen Charaktere, die „Rabenblut drängt“ auszeichnen (und immer wieder zum Schmunzeln bringen): Wer wünscht sich nicht eine solch lebendige Freundin wie Lara? Wen berührt nicht das tollpatschige, aber so herzliche Auftreten von Jaro, dem Raben-Neuling? Wer lässt sich nicht allzugerne anstecken von der sprudelnden Energie von Nikolaus? Und wer ist nicht gebannt von der bedrohlichen Präsenz, die von Sergius ausgeht?

Über „Rabenblut drängt“ gibt es so viel zu sagen, dass es den Rahmen einer Rezension sprengt. Deshalb nur folgendes: Lest dieses bezaubernde Buch, in dem ihr längst vergessenen Worten der Bildungssprache begegnen werdet (zum Beispiel „genant“), in dem ihr Musik atmen werdet  (zum Beispiel von Dvořák , Liszt und Rachmaninov), in dem ihr das wilde, lebendige und leider vielen immer noch so fremde Osteuropa erleben werdet. Lest dieses Buch und spürt, was es bedeutet, wenn einem durch die Brille der Literatur eine sinnliche Welt erschlossen wird. Von Nikola Hotels Rabensaga wird man– so hoffe ich – noch sehr viel mehr hören.

Ich für meinen Teil wähle nun ausschließlich den längeren Weg durch den angrenzenden Park, bei dem mich schon von Weitem das laute „Kroak“ meiner neuen Rabenfreunde begrüßt…

Interview mit der Autorin Nikola Hotel lesen

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Neuerscheinungen: „Dark Destiny“ von Jennifer Benkau und „Der Weg der gefallenen Sterne“ von Caragh O’Brien

Mittlerweile kann man die Tage zählen, bis die Fortsetzungen von Jennifer Benkaus‘ und Caragh O’Briens Jugendromanen erscheinen – zwei Dystopien die ich wärmstens empfehlen kann und ihr auch unbedingt lesen solltet!

Jennifer Benkau hat mit ihrer Dystopie „Dark Canopy“ einen fulminanten Auftakt geliefert. Noch immer läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich an das Ende des Romans denke! Die große Frage lautet: Haben Joy und Neel eine Zukunft? Überlebt er die Folter „Licht“? Eigentlich unmöglich, wenn man sich das verzweifelte Ende von Dark Canopy in Erinnerung ruft! Doch die Geschichte um Neel und Joy kann noch nicht enden – das sagt mit zumindest mein Bauchgefühl… Denn oftmals – so hoffe ich – entwickeln sich die Dinge anders, als sie scheinen! Im März, wenn Dark Destiny erscheint, werde ich euch hier schnellstmöglich berichten.

Jennifer Benkau: Dark Destiny
Sript 5
Erscheinungsdatum: 18. März 2013
464 Seiten, 15.0 x 22.0 cm
ISBN 978-3-8390-0145-5
Hardcover : 18,95 €

Inhaltsangabe:
Hilflos musste Joy mit ansehen, wie Neél von ihren eigenen Leuten gefangen genommen und gefoltert wurde. Ihre große Liebe, all ihre Hoffnungen und Zukunftspläne zersplittern zu einem Scherbenhaufen, als sie schließlich von Neéls Tod erfährt. Trotz ihrer unendlichen Trauer fasst Joy einen folgenschweren Entschluss: Sie will nicht länger zu Matthials Clan gehören. Also macht sie sich allein und schlecht ausgerüstet auf den Weg durch Bomberland und von feindlichen Clans besetztes Gebiet. Es ist eine Suche nach Antworten: Wie starb Neél? Und warum? Doch es ist auch eine Suche, an deren Ende Hoffnung steht. Hoffnung auf eine zweite Chance. Dark Destiny ist der letzte von zwei Bänden. Der Titel des ersten Bandes lautet Dark Canopy .

Und auch bei Caragh O’Briens Fortsetzung um die Hebamme Gaia wird es spannend. Anders als bei Dark Destiny erscheint mit „Der Weg der gefallenen Sterne“ bereits der letzte Teil der Trilogie! Allerdings ist hier Vorsicht angesagt: Auch wenn ich den ersten Teil „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ aufgesogen habe und der zweite Teil „Die Stadt der verschwunden Kinder“ auch durchaus lesenswert war (Allerdings konnte er das hohe Niveau leider nicht halten), bin ich skeptisch, was Teil 3 „Der Weg der gefallenen Sterne“ angeht. Den Rezensionen der englischen Ausgabe „Prized“, die bereits im Oktober 2012 erschienen ist, lässt sich unglaubliches vernehmen: Wird Gaia – so wie die Leser ihren Eindruck schildern – gar selbst zur Despotin? Und was wird aus Leon, ihrem Geliebten? Stimmt es, dass er sein Leben verliert?

Caragh O’Brien: Der Weg der gefallenen Sterne
Erscheinungsdatum: 1. April 2013
Heyne Velag
ISBN-10: 345326743
ISBN-13: 978-3453267435

Inhaltsangabe:

Die junge Gaia Stone ist Hebamme. Doch in einer zerstörten Welt kann auch sie den verlorenen Kindern nicht mehr helfen, und so trifft Gaia eine schwere Entscheidung. Gemeinsam mit einer Gruppe junger Siedler verlässt sie das Ödland, um zur Stadt hinter der Mauer zurückzukehren und um Hilfe zu bitten. Werden sie die gefährliche Reise überstehen? Und wird sich Gaias Hoffnung auf eine bessere Zukunft endlich erfüllen?

Gerade hat Gaia in der Siedlung Sylum eine neue Heimat gefunden, da steht sie schon wieder vor großen Veränderungen. Denn die Menschen von Sylum leiden an einer sonderbaren Krankheit: Sie können den Ort nur um wenige Meilen verlassen, bevor sie lebensgefährliche Schwächeanfälle erleiden. Ein Hinweis in den Aufzeichnungen ihrer Großmutter zeigt Gaia jedoch, wie sie dieser großen Gefahr entfliehen können. Und so begibt sie sich mit einer Gruppe Siedler auf die gefährliche Reise zurück zu dem Ort, dem sie einst entflohen ist – der Enklave, der Stadt hinter der Mauer. Weder die junge Gaia noch ihre Gefährten wissen, was sie dort erwartet …

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Autor des Monats Januar

Lepold von Sacher-Masoch: Von „Venus im Pelz“ zum Masochismus

Leopold von Sacher-Masoch

Unterwerfung und Erniedrigung – zwei Worte, die gemeinhin negativ konnotiert sind, setzten sie doch Gewalt und mangelnde Gleichberechtigung zwischen zwei Personen voraus; zwei Worte die überraschenderweise dennoch Abertausende von Menschen faszinieren, denkt man an den Welterfolg „Fifty Shades of Grey“ von E L Lewis. Denn unbestritten ist die Gleichung „dominanter (und natürlich schöner und reicher) Mann sucht sexuelle Triebbefriedigung in einer Beziehung mit einer vermeintlich devoten Sklavin (natürlich schön und in diesem Fall Jungfrau)“ Grund dafür, dass der knapp 2000 Seiten starke Dreiteiler massenhaft gelesen und bejubelt wird. Die schriftstellerische Leistung von E L Lewis ist es wohl kaum. Das bestätigen die glühenden Leserinnen selbst, wie ein kurzer Blick auf die unzähligen sich im Netz tummelnden Rezensionen zeigt: Von geringem Wortschatz ist da die Rede, immer gleichen Phrasen, ermüdenden Wiederholungen – kurzum, von einer schriftstellerisch ungenügenden Leistung. Doch dennoch können die Leserinnen nicht von Christian Grey, dem Dom und seiner Sub lassen, verzeihen in Anbetracht des delikaten Themas stilistische Einfältigkeit, bis sie atemlos am Ende angekommen und dann auf einmal doch murren über die allzu oberflächliche Lektüre.

Dies alles verwundert, ist doch der Stoff, dem E L Lewis sich bedient nicht neu. Ironischerweise verdankt der Masochismus seinem Namen einem überaus produktiven Schriftsteller, für den die literarische Darstellung gewalterotischer Beziehungen im Gegensatz zu Lewis den Anfang vom Ende seines schriftstellerischen Ruhms bedeutete.

Statue Sacher-Masochs in Lviv, Ukraine

Über 80 Romane und 100 Novellen hat Leopold Ritter Graf von Sacher-Masoch (1836-1895) verfasst und war seinerzeit viel beachtet – auch von Kollegen wie Victor Hugo oder Hendrik Ibsen. Sacher-Masoch war einer der ersten, der das Judentum in Galizien realistisch gezeichnet hat. Seine galizischen Geschichten bescherten ihm sogar den Beinamen „Turgenjew Kleinrußlands„. Auch durchaus provokante Forderungen werden Sacher-Masoch zugeschrieben. So sei die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau nur möglich, wenn beide Geschlechter Seite an Seite arbeiten. Eheglück sei also davon abhängig, dass der Landadel den Frauen Arbeitschancen einräumt – ein Gedanke der im Kreise der Feudalherren undenkbar war.

„Daß das Weib, wie es die Natur geschaffen und wie es der Mann gegenwärtig heranzieht, sein Feind ist und nur seine Sklavin oder seine Despotin sein kann, nie aber seine Gefährtin. Dies wird sie erst dann sein können, wenn sie ihm gleich steht an Rechten, wenn sie ihm ebenbürtig ist durch Bildung und Arbeit.“ (Venus im Pelz)

Ohne diesen Schritt können – so Sacher-Masoch – Männer und Frauen nur eines füreinander sein: „Hammer oder Amboss“. Hier sind wir angelangt bei der Novelle, die seine Popularität in der Gegenwart begründet und ihn (unfreiwillig) in die Geschichte eingehen ließ: „Venus im Pelz“, das Werk, in dem Sacher-Masoch den Kampf der Geschlechter in der Liebe beschreibt.

Severin, sein Titelheld, geht eine Beziehung als Sklave mit Gräfin Wanda von Dunajw ein – literarischer Stoff, der uns in Zeiten von „Shades of Grey“ mehr als vertraut ist. Damals wie heute erregte die unkonventionelle (Gewalt-)erotische Beziehung immenses Aufsehen – nur dass sie für Lewis den Aufstieg und für Sacher-Masoch den langsamen Abstieg bedeutete.

Grund dafür war nicht allein die harsche Reaktion der Literaturkritik („häßlich, widerwärtig, unnatürlich, unwahr“, Zeitschrift: Der Salon), sondern dass der Name Sacher-Masoch unwiderbringlich auf Gewalterotik festgelegt wurde. Der Umstand, dass Leopold von Sacher-Masoch als erster Literat das Erleiden von Schmerz mit Lust verband, lies nämlich 1890 den Wiener Sexualforscher Richard von Krafft-Ebbing in Analogie zu dem bereits bekannten Terminus „Sadismus“ den Begriff „Masochismus“ einführen.

„Anlass und Berechtigung, diese sexuelle Anomalie ‚Masochismus“ zu nennen, ergab sich mir daraus, dass der Schriftsteller Sacher-Masoch in seinen Romanen und Novellen diese wissenschaftlich damals noch gar nicht gekannte Perversion zum Gegenstand seiner Darstellungen überaus häufig gemacht hatte. […] In den letzten Jahren wurden mir übrigens Beweise dafür beigebracht, dass Sacher-Masoch nicht bloss der Dichter des Masochismus gewesen, sondern selbst mit der in Rede stehenden Anomalie behaftet gewesen sei. (Krafft-Ebbing, Psychopathia sexualis)

Bela B. und Catherine Flemming nahmen "Venus im Pelz" als Hörbuch auf.

Sacher-Masoch kämpfte gegen diese Begrifflichkeit an, wollte er sein Werk doch nicht allein auf diesen einen Aspekt reduziert sehen – jedoch vergeblich: Leopold von Sacher-Masoch, noch Jahre zuvor einer der meist gelesenen deutschsprachigen Schriftsteller, verschwand in der Versenkung. Erst nach seinem Tod rückte der Autor immer wieder ins Interesse der Öffentlichkeit, das aber weniger aufgrund literarischer Aspekte. Vielmehr stand die Person Sacher-Masoch im Fokus, die Pate wurde für eine Variante des sexuellen Erlebens, bei der die volle sexuelle Befriedigung mit dem Erleiden von Demütigung oder Schmerz einhergeht. Heute ist der Namensgeber des Masochismus weitegehend vergessen. Die Faszination der Gewalterotik in der Literatur erlebt dagegen spätestens seit E L Lewis „Fifty Shades of Grey“ einen neuen Boom, nur dass die Schriftstellerin knapp 150 Jahre nach „Venus im Pelz“ Kapital daraus zu schlagen weiß.

Leseprobe Venus im Pelz

„Venus im Pelz“ inspirierte die Band Velvet Underground zu dem Song „Venus in Furs“, der 1967 erschien:

Kurzbiographie und Bibliographie von Lepold von Sacher-Masoch

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