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Der Winter der schwarzen Rosen

Der Winter der schwarzen Rosen von Nina BlazonNina Blazon
cbt: 544 Seiten
Erscheinungstermin: 5. Oktober 2015

Ich hatte es befrüchtet: Nina Blazon schreibt ein Buch und meine Welt steht Kopf. Schon bei ihrem letzten Fantasy-Roman „Der dunkle Kuss der Sterne“ ging es mir so. Ich konnte nicht schlafen, nicht essen. Das Lesen war wie ein schwindelerregender Tanz, von dem man nicht lassen kann. Bis die Musik abbricht und die Realität mit hochgezogenen Augenbrauen und einem kühlen Lächeln in der Tür steht. Auch diesmal tanzten die Seiten – wild und hemmungslos. Nur dass Blazons neues Werk „Der Winter der schwarzen Rosen“ noch länger benommen macht – so magisch ist der Rhythmus, so hypnotisierend, so sinnlich.

Auf meisterhafte Weise erzählt Sie die Geschichte zweier ungleicher Schwestern, deren Schicksal nicht nur durch Blutsbande verbunden ist, sondern auch von Rechtswegen her. Denn in dem rauen Lande ihrer Geburt herrschen die eisernen Gesetze der Lady. Diese bestimmen, dass die Zweitgeborene nur ihre Freiheit erlangt, wenn die Erste ihrer Bestimmung folgt und ihre Heimat verlässt. Doch was ist, wenn das vorbestimmte Ziel ein wilder, gefährlicher Ort ist – ein Ort an dem das Grauen wohnt? Was ist, wenn die sanfte, ruhige Schwester schreckliche Angst davor hat, ihre Sicherheit aufzugeben? Was ist, wenn sie sich immer weiter zurückzieht hinter die schützende Schwelle des väterlichen Hauses mitten im Rankenwald? Dann muss die eine, die nach Macht strebt und einen besonderen Weg gehen will, dafür sorgen, dass die andere ihren steinigen Weg gehen muss. Erst recht, wenn die Zweite in glühender Liebe zum Sohn der Lady entflammt. Und diese Liebe nur leben kann, wenn sie frei ist…

Ich weiß nicht, wie Nina Blazon es schafft, aber sie schafft es, sich von Buch zu Buch zu steigern. Schon immer liebe ich ihre phantastischen Romane. Doch hat sie sich eindeutig weiterentwickelt. Waren ihre früheren Werke wie „Faunblut“ und „Ascheherz“ kindlicher, leichter zu greifen, unschuldiger, mutet der „Der Winter der schwarzen Rosen“ anders an: erwachsen, dunkel, sinnlich und so vielschichtig und (mit Vorgängerwerken) verwoben, dass man eine gehörige Portion Aufmerksamkeit braucht, um den Wegen der Protagonistinnen Tajann und Liljann angemessen folgen zu können.

Hauptmotiv des Romans ist für mich allem voran die Liebe. Noch nie ist mir ein Roman von Nina Blazon untergekommen, der so sehr um die Liebe in allen ihren Facetten kreist, fast so, als hätte sie vorgehabt, einen Reigen auf die Liebe zu schreiben. So liest man von leidenschaftlicher Liebe, enttäuschter Liebe, sinnlicher Liebe, obsessiver Liebe, egoistischer Liebe, Geschwisterliebe, zerbrechlicher Liebe und unverwundbarer Liebe. Man liest von Liebe, für die es sich lohnt zu sterben und ebenso von einer Liebe so gefährlich wie ein scharfes Messer. Man lernt, dass Menschen manchmal sogar diejenigen verraten, die sie am meisten lieben und verfolgt verwundert, wie ein verschlossenes Herz, das denkt, es gebe die Liebe nicht, vor Glück aufblüht. Und nicht zuletzt zeigt sich immer wieder eins: Dass nichts so stark ist wie Hass, der aus Liebe geboren ist.

Aber keine Angst. „Der Winter der schwarzen Rose“ ist kein reiner Liebesroman. Die Protagonisten gehen dunkle, verschlungene Wege und fechten nicht nur im fulminanten Finale gefährliche Kämpfe – und auch auf die Magie ist bei Blazon wie immer Verlass: Der Leser begegnet auf den Seiten übermütigen Feen und traurigen Geistermädchen und muss sich gierigen Gestaltwandlern und mächtigen Seelenverschlingern stellen. Er durchstreift verwunschene Landstriche und geheimnisvolle Rankenwälder und lernt auf glühenden Scheiterhaufen, in atmenden Burgen und schaurigen Kerkern das Fürchten.

Magisch sind nicht zuletzt die unvergleichlichen, kraftvollen Bilder aus der Feder Nina Blazons, die die Phantasie so beflügeln, dass man sich fast körperlich jenseits des Rankenwaldes wähnt. So sind „Höhlen wie aufgerissene Münder mitten im Schrei erstarrt“ und Burgen, „wie ein scharfer Zahn aus dem Berg gewachsen“ nur wenige Beispiele für die Kreativität der Autorin. Die Krönung der Sinnlichkeit war für mich das wie mit feinen Pinselstrichen gezeichnete Bild der in der Dunkelheit silbrig schimmernden Liljann im seidigen Nachthemd inmitten wogender dunkler Hirsche – schaurige Romantik pur!

Kurzum, Nina Blazons Roman „Der Winter der schwarzen Rosen“ ist ein Rausch für die Sinne. Und gerade jetzt, wenn die Tage kürzer werden und langsam der Winter ins Land zieht, ist die perfekte Zeit, sich dieses magische Buch vorzunehmen.

Leseprobe: Nina Blazon – Der Winter der schwarzen Rosen

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Die Wildrose

Jennifer Donnelly
Piper Verlag
Taschenbuch: 748 Seiten
Originaltitel: The Wild Rose
Rosentrilogie: Band 3
Erscheinungsdatum: Mai 2012
ISBN: 3492300383

„Vor langer Zeit hatte Willa ihr Bein verloren und gelernt, mit dem Verlust zu leben. Er [Seamie] hatte sein Herz verloren. Zum zweiten Mal nun. Und musste lernen mit dem Verlust zu leben. Ohne sie – ohne die Frau, die seine Seelenverwandte war.“ (S. 313)

Diese drei Zeilen bringen das Leitmotiv bzw. den Plot des Romans “Die Wildrose“ von Jennifer Donnelly auf den Punkt. Zwar ist der knapp 750-Seiten-starke Schmöker in der Tradition eines Familienromans gehalten; das heißt, dass auch der dritte Teil der Rosen- Trilogie unterschiedliche Erzählstränge beinhaltet, in denen das Schicksal bzw. das Leben verschiedener Familienmitglieder weitererzählt wird.

Im Mittelpunkt der „Wildrose“ steht aber die „wahnsinnige und rücksichtslose Liebe“ zwischen den Protagonisten Willa und Seamie. Ich bediene mich an dieser Stelle bewusst eines Zitats, denn besser könnte man diese Liebe nicht beschreiben. „Die Wildrose“ ist aus meiner Sicht keine Liebesgeschichte. Vielmehr beschreibt Donnelly über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg die zerstörerische und an Besessenheit grenzende Beziehung zwischen Willa und Seamie, eine unheilbare emotionale Bindung, die mit den Worten von Willas Bruder Albie gesprochen nur mit „Wahnsinn“ beschrieben werden kann und durch ihre „Rücksichtslosigkeit“ andere Menschen ins Unglück stürzt.

Willa und Seamie kennen sich bereits seit Kindertagen. Aus einer innigen Freundschaft entsteht zwischen den Heranwachsenden Liebe. Sie teilen nicht nur die Gefühle füreinander, sondern auch ein Lebensgefühl. Denn beide sind Abenteurer und wollen die Welt entdecken. Auf einer gemeinsamen riskanten Bergtour in Afrika verliert Willa jedoch ihr Bein. Für diesen Verlust macht sie ihren Geliebten verantwortlich und beginnt ein neues Leben am Himalaya, um dort in der Einsamkeit Tibets ihre „Wunden zu lecken“. Seamie, inzwischen ein berühmter Polarforscher – war er doch an der ersten erfolgreichen Expedition an den Südpol beteiligt – kann seine große Liebe Willa nicht vergessen. Trotz dieses Wissens heiratet er Jennie, denn an ihrer Seite – so glaubt er –  kann er seine Besessenheit zu Willa zumindest betäuben. Keine guten Voraussetzungen für Jennie, die sich heftig in Seamie verliebt hat. Und wie es nicht anders sein kann, tritt Willa kurz nach der Hochzeit des Paares wieder in Seamies Leben und das Schicksal nimmt seinen tragischen Lauf …

Die Rosentrilogie von Jennifer Donnelly hat besonders unter Frauen eine große Fangemeinschaft in Deutschland. Ich habe die beiden Vorgängerromane nicht gelesen, sondern bin direkt mit dem dritten Teil in die Familiensaga eingestiegen. Die große Stärke des Buches liegt darin, dass man den Roman auch ohne Kenntnis der beiden anderen Bücher gut lesen kann.

Dennoch hat mich „Die Wildrose“ nicht hundertprozentig überzeugt. Zu tragisch, zu konstruiert und auch zu polarisierend empfinde ich die Geschichte um Willa und Seamie.

Zu tragisch deshalb, weil beim Lesen stets ein bitterer Beigeschmack geblieben ist. Zu offensichtlich war für mich von Anfang an, dass diese „Liebesgeschichte“ ihre „Bauernopfer“ fordert: So z.B. die Lückenbüßerin Jennie, die aus meiner Sicht zu sehr zum Statisten degradiert wird.

Zu konstruiert deshalb, weil der Zufall aus meiner Sicht zu oft und zu offensichtlich den Verlauf der Geschichte lenkt. So tritt der Bösewicht Max nicht nur rein zufällig im Himalaya und in London in Erscheinung, sondern trifft Willa letztlich auch in den Wirren des 1. Weltkriegs im fernen Damaskus  wieder – rein zufällig, nur um eines von zahlreichen Beispielen zu nennen.

Zu polarisierend deshalb, weil das Heldentum der Charaktere in „Die Wildrose“ zu ausgeprägt ist. Da haben wir Seamie, den allseits bekannten Polarforscher; Willa, die todesmutige Abenteuerin, die nicht nur allein am Himalaya zurecht kommt, sondern mit nur einem Bein und als „Frau“ (zur Erinnerung: wir bewegen uns Anfang des 20. Jahrhunderts) zur Kriegsheldin, Spionin und erfolgreichen Kartografin mutiert. Nebenbei erobert sie die Herzen einer ganzen Riege von Männern – auch der vermeintlichen Feinde. Und nicht zu vergessen Willas Bruder Albie, der Stille und Unscheinbare. Freilich geht das Heldentum auch an diesem Denker nicht vorüber – Im Verborgenen versucht er schon seit Jahren sein Vaterland als Geheimdienstler zu retten …

Trotz meines relativ nüchternen Urteils ist „Die Wildrose“ ein gut zu lesender Roman für diejenigen, die sich nicht an diesen märchenhaften Elementen stören lassen, denn das Buch hat auch auch seine Stärken. Ganz besonders hervorzuheben sind hier die historischen Hintergründe und Figuren, die Donnelly immer wieder gut recherchiert einfließen lässt.

Mein persönliches Highlight ist das Ende des Romans. Donnelly hat mit dem vermeintlichen Bösewicht Max von Brandt alle Register gezogen – und all ihre Leser getäuscht. Dieses unvorhersehbare Ende fand ich bemerkenswert und sehr versöhnlich. Damit hat Donnelly es geschafft die Einteilung in Gut und Böse – schwarz und weiß – selbst zu verwischen und hat ihr persönliches Statement zum sinnlosen Blutvergießen im ersten Weltkrieg gegeben. Respekt für diesen Kniff!

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Das geheime Prinzip der Liebe

Héléne Grémillon
Verlag:
Hoffmann und Campe
Erscheinungstermin: 22. Februar 2012
Gebundene Ausgabe:
255 Seiten
ISBN:
978-3-455-40096-0
Originaltitel:
 Le confident

Stille Wasser sind tief – diese Volksweisheit kennt wohl jeder. Man denkt dabei an einen Menschen – oftmals ruhig und zurückhaltend – den man glaubt, schnell einordnen zu können. Doch beim näheren Hinsehen merkt man, dass man einer Fehleinschätzung unterlegen ist. Genauso ging es mir mit Hélène Grémillons Roman „Das geheime Prinzip der Liebe“. Als ich das ansprechende Cover und den Titel gelesen habe, vermutete ich, einen Liebesroman in den Händen zu halten. Keine Schnulze, das war klar, sondern in bekannt französischer Manier eine tragisch-schicksalshafte Erzählung, sprachlich souverän und ironisch. Selten habe ich mich so grundlegend getäuscht.

„Das geheime Prinzip der Liebe“ erzählt die Geschichte  der schwangeren Camille, die nach dem Tod ihrer Mutter mysteriöse Briefe von einem Unbekannten erhält. Er schreibt darin vor der Kulisse des beginnenden 2. Weltkriegs von seiner bedingungslosen Liebe zu einer jungen Malerin. Diese wiederum lässt sich seinen Schilderungen zufolge auf eine diabolische Abmachung mit ihrer unfruchtbaren Gönnerin ein und will ihr ein Kind schenken. Diese wahnwitzige Idee löst eine zerstörerische Kettenreaktion aus und beeinflusst das Schicksal aller im Roman beteiligten Personen, seien es die sorgenden Eltern der Schwangeren, die unschuldige Dienerin der Gönnerin, oder der liebende Autor der mysteriösen Briefe. Und selbst Camille ergreift ein unvorstellbarerer Verdacht: Ist auch sie Teil dieser düsteren Geheimnisse?

„Das geheime Prinzip der  Liebe“ ist aus meiner Sicht kein Liebesroman, sondern vielmehr ein Psychogramm: Der Roman zeigt auf, welche unvorstellbaren Abgründe in Menschen schlummern, wie nachhaltig individuelle Entscheidungen das gesamte Umfeld beeinflussen und welche unaufhaltsamen Kettenreaktionen damit ausgelöst werden. Hélène Grémillon spielt dabei meisterhaft und mit einer bedrückenden Eindringlichkeit mit dem Leitmotiv der Ambivalenz: Denn ob „Schuld und Sühne“, „Glück und Unglück“, „Opfer und Täter“, „Liebe und Hass“ – Grémillon führt unmissverständlich vor Augen, dass Opfer im Nu zu Tätern werden können und dass aus dem Glück des einen das Unglück des anderen erwachsen kann. Und manchmal bedeutet das eigene Glück gleichzeitig das eigene Verderben… Kurzum, sie beschreibt die zerstörerische Kraft der Liebe.

Ambivalent ist auch die Sprache Grémillons: einerseits wunderbar poetisch, jedoch auffallend schnörkellos, fast schlicht. Der Roman beginnt zart, fast zerbrechlich, später wird er rasant und bedrückend: Der Leser erlebt eine Achterbahn der Gefühle. Mehrmals musste ich durchatmen, das Gelesene sich setzen lassen. Fast wie eine Ertrinkende fühlte ich mich ab Mitte des Buches, hineingezogen in einen Sog- in einen sich immer stärker verdichtenden Alptraum – aus dem es jedoch kein Entrinnen gibt. Denn wie im Wahn muss man weiterlesen, Stück für Stück jedes noch so unbarmherzige Geheimnis lüften, bis man am Ende angekommen ist, fassungslos, ungläubig, voller Entsetzen, aber auch beglückt und erleichtert. Denn man weiß eins: Hélène Gémillons Debüt-Roman „Das geheime Prinzip der Liebe“ ist ein Meisterwerk: düster, unvorhersehbar, eindringlich, berührend!

Ausdrücklich gelobt sei Claudia Steinitz, die den Roman aus dem Französischen übersetzt hat: Sie hat genau die richtigen Worte gefunden, um die poetische Sprache Grémillons auch im Deutschen klingen zu lassen wie ein fein gestimmtes Instrument!

Mein Dank gilt dem Hoffmann und Campe Verlag, der mir als Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks, das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

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Sternenschimmer

Kim Winter
Gebundene Ausgabe:
576 Seiten
Verlag:
Planet Girl; Auflage: 1. (15. Juli 2011)
Sprache:
Deutsch
ISBN:
3522502787

Man stelle sich eine Welt vor, in der das Leben von den Auswirkungen der Klimaveränderungen gezeichnet ist. Bewohnbar ist noch ein kleiner Teil der Erde – vor der Ozonstrahlung durch eine Glaskuppel geschützt – der Rest ist von Wasser bedeckt. Die Menschen mussten enger zusammenrücken, haben aber aus ihren Fehlern gelernt. Kriege gibt es auf dieser Welt schon lange nicht mehr. Deswegen ist es für die Vereinten Nationen der Erde auch selbstverständlich, Kinder und Jugendliche des Lichtjahre entfernten Planeten Loduun aufzunehmen, als dort kriegerische Konflikte zwischen den Clans entbrennen. Auch Mia will helfen. Die 17-jährige meldet sich als ehrenamtliche Helferin. Ihre Aufgabe ist es, die traumatisierten Kriegsflüchtlinge zu betreuen, mit ihnen zu spielen, sie zu trösten und die Eingewöhnung auf der Erde zu erleichtern. Im Handumdrehen wachsen Mia ihre Schützlinge ans Herz. Besonders der kleine Tony und die kleine Hope haben es ihr angetan. Sie geht in ihrer Arbeit auf, alles läuft bestens, bis Hopes großer Bruder Iason aus dem Krankenhaus entlassen wird: Es trifft Mia wie ein Blitz, als sie den jungen Mann vom „Clan des Stolzes“ zum ersten Mal sieht. Bläulich schimmert seine Haut, intensiv und strahlend empfindet sie seine außerirdischen Augen, aber das Schlimmste: Er bringt Mia vollkommen durcheinander. In seiner Gegenwart weiß sie nichts zu sagen, weg ist ihr Selbstbewusstsein, ihre Schlagfertigkeit. Von Anfang an verbindet Mia und Iason eine explosive Mischung aus gegenseitiger Faszination und Spannung. Die beiden sind wie Feuer und Wasser, stoßen sich wie zwei gleichgepolte Magneten ab und ziehen sich umgekehrt dann doch wieder an. Hitzige Wortgefechte und Missverständnisse sind da vorprogrammiert. Doch plötzlich ändert sich alles, als die Handlanger des Kriegstreibers Lokondra auch auf der Erde auftauchen und Mia und Iason erfahren, was sie wirklich verbindet …

Mit dem Auftakt der Fantasy-Triologie Sternenschimmer ist Kim Winter eine wahre Perle des Genres gelungen. Aber nicht nur eine zauberhafte Liebesgeschichte ist es, die den Leser in den Bann zieht, der Roman gewinnt ab Mitte des Buches an Fahrt und ist spannend bis zur letzten Seite. Der Clou dabei ist jedoch, dass Kim Winter ihre Action-geladene Liebesgeschichte mit einer gehörigen Prise Heiterkeit würzt: z.B. als von der liebevoll dussligen Mutter die Rede ist, über die man einfach lächeln muss, wenn Mia im Kühlschrank Dinge findet, die doch besser im Bad aufgehoben wären. Oder von einer Mia, bei der Wohlfühlen mit Niesen verbunden ist, was manchmal ganz schön verräterisch sein kann … Dann sind da noch die vielen kleinen Gegensätze zwischen Menschen und Loduunern, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen: „Ist das irdisch oder Mia?“ ist die Frage, die Iason mehr als einmal stellen muss, denn so manche Eigenheiten der Erdbewohner muten doch unverständlich an, wenn ein vernunftbestimmtes Volk auf die emotionalen Irden trifft.

Sternenschimmer ist meiner Meinung nach ein rundum gelungener Jugendroman: Themen wie Toleranz und Andersartigkeit, Tierschutz und Ehrenamt sind genauso wichtige Aspekte der Geschichte wie Krieg und Freundschaft, Völkerverständigung und Hoffnung. Zu guter Letzt ist da natürlich auch noch die Liebe: Diese ist, so wie man erfährt, ein typisch menschliches Gefühl – für die vernunftbestimmten Loduuner ist dagegen Solidarität und familiäre Verbundenheit bestimmend. Ein echte Herausforderung für Mia: Vielleicht schafft sie es trotzdem, Iason zu zeigen, was Liebe ist?

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Der Kuss des Dämons – Vampirroman mit zu viel Biss

Lynn Raven                                                                        Taschenbuch: 334 Seiten                                                           Verlag: cbt Fantasy                                                                       Sprache: Deutsch                                                                           ISBN: 3800053519                                                                       Erscheinungstermin: 29. Januar 2008

Julien DuCraine ist der Inbegriff dessen, was Mädchenherzen höher schlagen lässt:  Er ist groß, schlank, hat dunkles, fast schwarzes Haar und bewegt sich mit gefährlicher Eleganz. Er ist ein Einzelgänger, ein wenig abweisend und arrogant, aber dabei auf beunruhigende Art schön.  Doch Julien hat nicht nur Optisch was zu bieten: Er spielt Geige wie ein ganz Großer und ist noch dazu ein begnadeter Fechter. Das männliche Geschlecht behandelt ihn mit vorsichtigem Respekt, hegt aber insgeheim einen gewissen Groll gegen Julien. Und das ist kein Wunder. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft an der amerikanischen High-School ist er der Traum aller Mädchen und hat schon etliche Herzen gebrochen. Nur die junge Dawn fällt nicht auf ihn herein – vorerst. Schon nach kurzer Zeit bröckelt  auch Dawns Widerstand und sie verknallt sich gegen alle Regeln der Vernunft in Julien – und das, obwohl er ihr auf mehr als eindeutige Weise zu verstehen gibt, dass er diese Gefühle nicht teilt. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Juliens scheinbare Abneigung gegen Dawn nur eine Fassade ist, und auch der arrogante Einzelgänger Gefühle zeigen kann. Doch Julien und Dawn ahnen beide nicht, auf wen sie sich gegenseitig einlassen…

Bei Lynn Ravens Roman „Der Kuss des Dämons“ geht ein mittlerweile altbekanntes Konzept bestens auf: Eine scheinbar durchschnittliche High-School-Schülerin und ein übersinnliches und gefährliches Wesen – sagen wir mal eine Art Vampir – verlieben sich.  Er wehrt sich zwar Anfangs aus (mittlerweile in Mode gekommener) „Gut-Vampir-Manier“ gegen seine Gefühle, die anbahnende Romanze ist jedoch unaufhaltsam. Doch das sind nicht nur die einzigen Parallelen zu einem weltberühmten Teenie-Vampir-Roman, bei dem auch eine amerikanische High-School den Schauplatz bietet. Auch Julien wird zum Retter seiner Angebeteten und offenbart ihr somit, wie „übersinnlich“ er eigentlich ist. Unterbrochen wird das „Techtelmechtel“  – wie zu erwarten – von regelmäßigen Action-Szenen, in der der „Lamia“ zeigen kann, was in ihm steckt.

Zugute halten kann man Lynn Raven, dass sie drauf verzichtet hat, Julien als verwegenem „Vourdranj“ das Image eines moralisch lupenreinem, tierbluttrinkendem Saubermanns aufzudrücken. Stattdessen ist Julien bei Lynn Raven wirklich, was er ist:  Ein wenig zimperlicher Blutsauger.

Meiner Meinung nach kann es Lynn Raven durchaus besser! Ich habe sowohl den „Kuss des Kjer“, als auch „Der Spiegel von Feuer und Eis“ gelesen und war begeistert. Auch diese Bücher waren als Jugendbücher angelegt, aber bei weitem komplexer und durchaus auch für Erwachsene lesenswert.

„Der Kuss des Dämons“, Auftaktroman von Lynn Ravens Vampir-Reihe, ist aber für erwachsene Fans von Urban- und Dark-Fantasy nicht empfehlenswert – es sei denn die Fantasy-Lektüre hat von vornherein nur den Zweck das Abschalten vom Alltag zu fördern (Das kann sie).  Dagegen werden Teenies, die noch immer auf der Biss-Welle schwimmen, begeistert sein. Für diese Zielgruppe gebe ich eine eindeutige Kaufempfehlung. Für Leser, die das 18. Lebensjahr bereits überschritten haben und denken, dass der  Buchmarkt mittlerweile ein bisschen weniger  „Biss“ verträgt, gibt es eine bessere Alternative. Im Frühjahr erscheint Lynn Ravens neuestes Werk „Hexenfluch“, diesmal ein „All-Age-Roman“!

Tipp: Lynn Raven ist mit ihrem aktuellen Roman „Blutbraut“ unsere Autorin des Monats November 

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