Das Schicksal ist ein mieser Verräter

John Green
Verlag: Hanser
Gebundene Ausgabe: 285 Seiten
ISBN: 978-3446240094
Orginaltitel: The Fault in Our Stars
Erscheinungstermin: 30 Juli 2012

Halb Deutschland scheint über John Green zu reden, hab ich mir gedacht, als ich innerhalb von kurzer Zeit immer wieder über diesen Namen und den eindrücklichen Titel: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ gestolpert bin. Irgendwann wollte ich dann einfach testen, ob die Geschichte um die zwei krebskranken Protagonisten Hazel und Gus wirklich das halten kann, was die Feuilletons der Republik einhellig preisend und jubelnd versprechen: „Der beste John Green, den es je gab“, ein Buch, „das jeder lesen“ sollte, „anmutig, komisch, kostbar“, das zum Weinen und zum Lachen bringt – so heißt es da. Und dass es zurzeit kein bewegenderes Buch geben soll.

Kann das wirklich stimmen, stellt sich da die Frage oder wird hier maßlos übertrieben und ein Autor willentlich gepuscht? Mit diesen Gedanken hab ich begonnen das Jugendbuch über die 16-jährige Hazel zu lesen, die „gerne ein Mensch war“, der das Schicksal aber in ihren jungen Jahren schon übel mitgespielt hat. „Schilddrüsenkrebs, mit umfänglichen und hartnäckigen Metasthasen in der Lunge“ ist Hazels Bilanz, oder in anderen Worten: das Leben als „tickende Zeitbombe“, wie man schon nach einigen Seiten des Romans erfährt. Eigentlich sollte sich der Leser an dieser Stelle fragen, ob er Lust hat auf eine solch traurige, erschütternde und vor allem vorhersagbare Geschichte? Will man sich antun, von Sterben und Leid, von Verzweiflung  und Krankheit zu lesen? Will man das wirklich?

Kurzum, die klare Antwort lautet ja! Man will und man will mehr, Seite um Seite! Man will mehr erfahren über diese vom miesen Schicksal verratene Hazel, die weiß, dass sie sich eigentlich nicht beklagen braucht, denn immerhin ist es noch besser „mit 16 an Krebs zu sterben, als ein Kind zu haben, das an Krebs stirbt“. Man will mehr von ihrem schwarzen Humor, ihrem Willen zu leben und vor allem will man mehr von Hazel und Gus, die sich abrupt und ohne Vorwarnung in einer Selbsthilfegruppe ineinander verlieben. Man will mehr von dieser Liebesgeschichte, die nicht kitschig oder niedlich ist, sondern heftig, witzig, absolut unverkrampft, die immer wieder pendelt zwischen der nötigen Schwere und einem bezaubernden Augenzwinkern…

Völlig ohne Vorwarnung habe auch ich als Leserin diesen Gus ins Herz geschlossen und „sein schiefes Lächeln“, das Hazel so gern an ihm hat, genauso wie die Art, „dass er Geschichten immer bei jemand anderen enden lies“, oder seine Stimme, bei der sich Hazels Haut plötzlich ganz anders anfühlt.  Am allerbesten fand ich aber seine erste Liebeserklärung an Hazel, die er nebenbei fallen lässt: „Ich fasse es nicht, dass ich auf ein Mädchen mit so billigen Wünschen stehe“!

Doch Hazels Wünsche sind nicht billig, sondern naheliegend. Sie will Gus, sie will leben und außerdem ihren Lieblingsschriftsteller kennen lernen. Und genau das wird Hazel in Amsterdam tun, denn Gus erfüllt ihr diesen Wunsch und begibt sich mit ihr auf die Reise seines Lebens – im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich will ich nicht verheimlichen, dass dieses Buch nicht nur fröhlich und unverkrampft ist. Wie sollte es auch, geht es doch um eine Liebe in Zeiten des Krieges: Der Krieg gegen den Krebs ist „ein Bürgerkrieg, ein abgekarteter Bürgerkrieg, bei dem der Sieger feststeht„, muss Gus feststellen. Und damit hat er recht, aber eben nur teilweise:  Denn auch mit „gezählten Tagen“ kann man sich gegenseitig „eine Ewigkeit schenken“ – und das ist die Geschichte von Hazel und Gus!

Mein Fazit: Ich habe gelacht und geweint, als ich dieses „doofe Krebsbuch“ gelesen habe und tue es immer noch – mit einem schiefen Lächeln.

Leseprobe: John Green – Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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3 Gedanken zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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