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scriba-Autor des Monats Februar

Stefan Zweig – eine Hommage zum 70. Todestag

Drei charakteristische Wesenszüge sind es, mit denen sich das Leben und Schaffen unseres Autors des Monats kurz und knapp beschreiben lassen: So ist der 1881 in Wien geborene Stefan Zweig erstens leidenschaftlicher Kosmopolit, zweitens überzeugter Pazifist und vor allen Dingen subtiler Seelenkenner.

Besonders die feinfühlige Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche und sein Weltbürgertum zeichnen seine Novellen aus. Deutlich geprägt vom Einfluss Sigmund Freuds und der Wiener Schule (allen voran von Arthur Schnitzler) sind seine Hauptfiguren fast immer einem dämonischen Zwang unterworfen, der sie aus der hergebrachten Ordnung ihres Lebens reißt. Tragik, Melancholie und Resignation gepaart mit prächtigem, schnörkelhaftem Wortspiel, das ist Stefan Zweigs unverkennbarer Schreibstil, der ihn in den 20er Jahren zum meistübersetzten und international erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit macht.

Bald nach seinen ersten Veröffentlichungen, die in die Zeit seines Studienbeginns um die Jahrhundertwende fallen, gilt er als etablierter Schriftsteller. Seine finanzielle Unabhängigkeit  – er ist Sohn eines erfolgreichen Textilindustriellen – nutzt er, um weite Reisen durch Europa, nach Afrika und Amerika zu unternehmen und Kontakte zu anderen Autoren aufzubauen. Ab da fühlt er sich als Weltbürger.

Sein freiwilliger Einsatz im 1. Weltkrieg erschüttert den erst von der Massenbegeisterung mitgerissenen Zweig zutiefst und macht ihn zum unerschütterlichen Pazifisten. Durch die intensive Freundschaft zu Romain Rolland bestärkt, wird er ein bedeutender Friedensaktivist und will seine Popularität nutzen, um für die Verständigung zwischen den europäischen Ländern einzustehen und seine individuelle, parteilose Meinung in Zeitungen zu veröffentlichen.

Dass er nicht direkt politisch Stellung nimmt, wird ihm später oftmals vorgeworfen. Zweig ist jedoch Zeit seines Lebens überzeugt, ein Schriftsteller dürfe nicht einseitig politisch Stellung beziehen. Die Macht des Nationalsozialismus unterschätzt der ab 1919 verheiratete Schriftsteller jüdischer Herkunft enorm. Bis zu seiner Emigration 1934, die ihn über London und New York nach Brasilien führt, lebt er mit seiner Frau in Salzburg. Seine Flucht aus Österreich bedeutet gleichzeitig die Trennung der Eheleute. Ins Exil begleitet ihn seine Sekretärin und spätere zweite Ehefrau. Dort arbeitet er weiter unaufhörlich an seinem Werk – u.a. verfasst er die Schachnovelle – während in der Heimat seine Bücher beschlagnahmt werden und die Nationalsozialisten ein Verkaufsverbot aussprechen.

Wie sehr Zweig unter Heimat- und Sprachverlust leidet und schließlich daran zugrunde geht, davon zeugen etliche Briefe jener Jahre. Der Qual des Ausgestoßenseins aus seinem persönlichen Leben und dem Zerbrechen seiner europäischen Heimat folgt eine tiefe Depression.

Am 23. Februar 1942 nimmt sich Stefan Zweig zusammen mit seiner Frau mit einer Überdosis Veronal das Leben, denn, wie er schreibt bedürfte es „nach dem 60. Jahre […] besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. […] Ich grüße alle meine Freunde! Mögen Sie die Morgenröte noch sehen, nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.“

Hinterlassen hat der Vielschreiber uns ein immenses Werk, das verzaubert und es zu entdecken lohnt!

Hier gibts Nähere Infos zu Autor und Werk:
http://www.casastefanzweig.org/index_SZ.php
http://www.stefanzweig.de/Indexhome.htm