Schlagwort-Archiv: Kinder- und Hausmärchen

scriba-Autoren des Monats April

Die Brüder Grimm: Ein Loblied zum 200. Geburtstag der Kinder- und Hausmärchen

Sie sind zeitlose Stars in Kinderzimmern, ob vor 100 Jahren oder heute: Schneewittchen, Dornröschen, Rapunzel und der Froschkönig – Diese und andere Figuren aus den Märchen der Gebrüder Grimm haben uns geprägt und sind bis heute unvergessen. 2012 jährt sich zum 200. Mal das Erscheinen des ersten Bandes der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Die 1812 entstandene Anthologie zählt zu den am häufigsten übersetzen Werken der deutschen Literatur und stellt die wohl weltweit berühmteste Märchensammlung des frühen 19. Jahrhunderts dar. Übersetzungen lassen sich in über 160 Sprachen und Kulturdialekte aller Kontinente nachweisen. Über zweihundert Texte haben Jacob und Wilhelm Grimm schließlich zusammengetragen, wobei sie – meistens in und von Kassel aus – sowohl mündliche Überlieferungen als auch schriftliche Quellen verwendet haben.

Das Leben der Gebrüder Grimm

Jakob Ludwig Karl Grimm wurde am 4. Januar 1785 in Hanau geboren, sein Bruder Wilhelm Karl Grimm am 24. Februar 1786 am gleichen Ort. Die Brüder wuchsen in Steinau auf und besuchten das Lyzeum in Kassel. Beide studierten Jura in Marburg. 1812 veröffentlichten die Brüder den ersten Band der von ihnen gesammelten „Kinder- und Hausmärchen“. Vier Jahre später folgte der erste Band deutscher Sagen. Seit 1829 bzw. 1839 waren sie Professoren in Kassel. Aufgrund ihrer Teilnahme am Protest der „Göttinger Sieben“ wurden sie des Landes verwiesen. Seit etwa 1840 lebten beide in Berlin. Jakob Grimm starb am 20. September 1863 in Berlin, sein Bruder am 16. Dezember 1859 am gleichen Ort. Neben dem weltweiten Erfolg ihrer Märchensammlung haben die Brüder Grimm in vielen anderen Hinsichten als Vorbilder gewirkt: Als Entdecker und Herausgeber von Literatur- und Rechtsdenkmälern der Vergangenheit, als Mythenforscher, als Sprachhistoriker und Dialektforscher wie auch als Wörterbuchmacher. Zum Zeitpunkt ihres Todes war das „Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm“ erst beim Buchstaben F angekommen. Neben den wissenschaftlichen Arbeiten der Brüder in Berlin markierte dieses Wörterbuch den Grundstein der deutschen Sprachwissenschaft. Heute werden sie als Gründungsväter der Germanistik gehandelt.

Die Gebrüder Grimm und die Romantik

Die Brüder lernten in ihrer Marburger Studienzeit die romantischen Dichter Clemens Brentano und Achim von Arnim kennen. Diese führten Jakob und Wilhelm nicht nur in den Umgang mit historischen und volkstümlichen Texte ein, sondern weckten ihr Interesse an der „Volkspoesie“, ein wichtiges Element der Epoche der Romantik. Die  Kinder- und Hausmärchen sind ein aus dem Geist der Romantik hervorgegangenes Werk.

Bis heute faszinieren die alten Erzählstoffe, die Mythen und Heldenepen archaischer Kulturen und früherer Epochen, und dienen als Grundlage für die Wiederaufbereitung in (Fantasy)-Romanen. Beispiele dafür sind zwei Romane aus der scriba-Bibliothek. „Der Spielmann“ von Ingrid Ganz hat den Stoff des Märchens „König Drosselbart“ als Vorbild. (Wir haben den Nachfolgeroman „Der König“ rezensiert.) Und auch in dem aktuellen Jugendbuch „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ lassen sich typische Märchenelemente entdecken, die wiederum dem Geist der Romantik entsprungen sind.

Grimmland

Zum 200. Jubiläumsjahr der Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm werden deutschlandweit verschiedene Aktionen organisiert. Besonders gut gefällt uns das Grimmland, ein Online-Projekt des Goethe-Instituts. Das Grimmland untersucht die Bedeutung der Märchen heute. Ein Besuch lohnt sich.

Jacob und Wilhelm Grimm: Bibliografie (Auswahl)

  • Kinder- und Hausmärchen (2 Bände: 1812, 1815)
  • Deutsche Sagen (2 Bände: 1816, 1818)
  • Deutsche Grammatik (4 Bände: 1819 – 1837)
  • Deutsche Mythologie (1835)
  • Deutsches Wörterbuch (33 Bände: 1854 – 1971)

Linktipps


 

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 5.0/5 (4 votes cast)