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Buch-Glück: literarisches Kleinod verzweifelt gesucht

Ich fühle mich ausgehungert, matt, ja man könnte sagen lethargisch. Tag für Tag  – seit ganzen zwei Monaten bereits! – friste ich ein Leben ohne jegliche Infektion: Kein Buch, kein Roman – ja, nicht mal wenige Zeilen und Wörter vermögen es mich zu infizieren und zu packen, mich aus dem Alltag zu reißen und zu berühren, meine Euphorie für das geschriebene Wort anzustacheln. Das ist bedauerlich für mich als Leser. Genauso bedauerlich ist es jedoch für mich als Rezensentin. Denn – wie aufmerksame Besucher dieses Blogs vernehmen können – bespreche ich nur jene Bücher, die sich in dem undurchdringlichen Dickicht der Veröffentlichungen als Leuchtfeuer entpuppen und deren Lektüre ich geneigten Lesern besten Gewissens empfehlen kann.

Wanted: Jene einzigarigen Bilder, die noch lange im Kopf funkeln
Seit mehr als 8 Wochen blieb mir nun jenes wispernde Versprechen verwehrt, dass sich gewöhnlich nach den ersten Zeilen eines guten Romans ankündigt und wenig später zur Gewissheit wird: Das Versprechen, ein Perle gefunden zu haben, deren Stoff es schafft, mich in Hochgefühl zu versetzten und mir diese einzigartigen Bilder schenkt, die noch lange später in meinen Kopf funkeln – die Nahrung für jeden Bibliophilen.

Ja, ich zähle zu dieser Art: Seit jeher bin ich buchtrunken und geschichtenverliebt, romanhungrig und wortsüchtig, kaufe Bücher, streichle Bücher, verschlinge Bücher und musste mir eines eingestehen: Ich weise Anzeichen einer Sucht auf: der Bibliomanie.

Auf der Jagd nach Wortakrobaten und Buch-Gold
Allerdings bin ich nicht büchersüchtig im herkömmlichen Sinn: Mir geht es nicht darum Bücher einfach nur des Buches willen anzuhäufen, mir geht es nicht darum, einen Schatz anzusammeln. Ich bin dagegen gleichermaßen auf der Jagd nach unvergesslichen Geschichten sowie nach Wortakrobaten, deren Sprachgewalt und Erzählkunst verzaubert.

Diese Geschichten müssen nicht hochtrabend oder weltberühmt sein – nein. Der Autor muss nicht die Ambitionen haben, ein neuer Goethe zu werden. Im Gegenteil. Ich liebe Bücher, in denen sich die Urheber der Phantasie und ihren Protagonisten zuliebe nicht in den Vordergrund drängen, in denen sie zwar präsent, aber nicht dominierend sind. Ich liebe Fantasy-Geschichten, Jugendbücher, Historienromane, Geschichten, die berühren oder einfach nur Kraft ihrer Worte den Alltag in bunten Farben erstrahlen zu lassen.

Wo bleibt die Qualität auf dem deutschen E-Book-Markt?
Aber wo seid ihr????? Wo sind die Bücher, die es sich lohnt, zu lesen, über die es sich lohnt, zu schreiben. Wo sind Bücher mit Tiefe, mit einer besonderen Portion Humor, jene Bücher, die mein Fantasy-Herz höher schlagen lassen oder die von Liebe erzählen – aber nicht auf diese plumpe, triviale Art.  Denn seit geraumer Zeit beobachte ich eins: Es häufen sich solche Exemplare, in denen Interpunktions- und Orthografiefehler wie lästige Fliegen über sie Seiten staksen. Die Kindle-Bestseller muten an, als seien sie binnen vier Wochen auf Papier gebracht bzw. in den Computer gehackt worden. Aber nicht nur das: In den TOP-100 tummeln sich so viele selbst-publizierte  erotische Liebesromane , dass man den Verdacht hegt, in Deutschland bestehe eine überproportional große Nachfrage nach Büchern, die rein aus einer Aneinanderreihung von detailgetreu beschriebenen Liebesakten bestehen. Da bleibt oft nur noch das Jugendbuch, um dieser „Sex-Tümelei“ zu  entfliehen.  Um anderen Self-Publishern, deren Bücher sich als wahre Kleinode entpuppen, nicht den Garaus zu machen, ist es wichtig, dass eine gewisse Qualität gesichert bleibt auf dem deutschen E-Book-Markt.

Die Hoffnung auf Buch-Glück stirbt zuletzt
So dass Leser und Rezensentin wie ich nicht verzweifeln bei ihrer Suche nach einem guten Buch! Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwo sind die Wörter bereits geschrieben, die es schaffen, mich „buch-glücklich“ zu machen. Und irgendwann werde ich in einer Rezension wieder von diesem Glück berichten und es mit geneigten Lesern teilen können.

 

 

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