Die Flucht: Cassia & Ky

Ally Condie                                                                            Hardcover: 464 Seiten                                                         Verlag: Fischer Fjb                                                                Sprache: Deutsch                                                                ISBN: 384142144X                                                               Erscheinungstermin: 20. Januar 2012
Originaltitel: Crossed

Monate sind ins Land gezogen, seit Cassia den Menschen verloren hat, den sie liebt, aber niemals lieben hätte sollen. Ihr Leben war perfekt. Das System hatte ihr eine sichere Zukunft versprochen, mit Xander, ihrem besten Freund als zukünftigen Ehemann. Doch durch einen unerklärbaren Fehler ist sie auf Ky aufmerksam geworden, einen Niemand, einen Menschen, der durchs System fällt. Dieser kleine Fehler hat alles verändert, Cassias Leben, ihr Denken, ihr Fühlen, ihre sichere Zukunft und ihren Glauben an alles Bisherige. Das einzige was ihr nunmehr bleibt ist ihr Glauben an Ky, keinen vollwertigen Bürger, sondern eine Aberration, der weit entfernt von Cassia als menschlicher Köder in den Äußersten Provinzen um sein Leben kämpfen muss.

Der Roman „Die Flucht“ von Ally Condie ist die Geschichte einer Suche. Cassia verlässt die Sicherheit ihrer Familie um Ky wiederzufinden. Freiwillig lässt sie sich in die Äußersten Provinzen versetzen. Dort gelingt ihr das Unmögliche, sie flieht, genauso wie Ky. Nach einer endlosen Suche in der Wildnis treffen sie wieder aufeinander. Doch was sollen sie nun machen? In der Gesellschaft ist kein Platz für beide zusammen. Welche Möglichkeit bleibt also? Sich der Revolution gegen das System anzuschließen, von dessen Existenz Cassia immer mehr überzeugt ist?

Als ich den Roman „crossed“ ausgepackt hatte, habe ich sofort begonnen zu lesen, und war nach wenigen Seiten wieder absolut gefangen von der poetischen Sprache Ally Condies. Doch leider ist es bei den ersten Seiten geblieben. Schon im Mittelteil musste ich mich selbst motivieren, um weiterzulesen und auch  gegen Ende wurde es nicht besser: Kurzum, der Roman hat mich enttäuscht.

Warum? Ally Condie schildert die verzweifelte Suche der Liebenden sowohl aus Cassias, als auch aus Kys Sicht, was für den Leser erstmals eine Bereicherung ist. Nunmehr ist es möglich, Einblick in die Gefühlslage beider Protagonisten zu erhalten, mit ihnen zu lieben, zu leiden und zu hoffen.

Dabei baut Condie eine enorme Erwartungshaltung auf: Die Wiedervereinigung des ungleichen Paares in der Ausgesetztheit der Wildnis ist wie eine scheinbare Erlösung. Doch nur nach wenigen Seiten stellt sich Resignation ein:  Die Liebeschwüre wirken schwerfällig, oberflächlich. Allzu schnell holt der Alltag die beiden in den öden und immer gleichen Szenen in der Äußersten Provinz ein: Die Gruppe überwindet eine gefährliche Kletterpartie nach der anderen, windet sich durch Höhlen, sucht nach Andeutungen eines Aufstandes und das Seite um Seite um Seite…  Durchbrochen wird diese Routine nur durch innere Monologe  Cassias und Kys, ihre Dialoge hingegen sind nichtssagend. Ein Lichtblick in dieser stetigen Monotonie sind allein die Figuren von Eli und Indie, die ebenfalls auf der Flucht sind.

Unausgesprochen bleibt aber über den gesamten Roman hinweg: Was will Cassia wirklich, eine Zukunft mit Ky oder eine Aufgabe als Teil des Aufstandes gegen das System? Noch immer wirkt es, als hätte sie sich nicht endgültig entschieden. Und auch Xander tritt immer wieder als Rivale auf, der trotz seiner Abwesenheit als perfekter Gegenpart des zukunftslosen Kys gezeichnet wird. Das Gift dieser Unsicherheit nagt an Ky und beeinflusst sein Handeln und Denken. Der Leser schaut immer ungläubiger auf das sich Entwickelnde, auf eine Cassia, die doch gefunden hat, was sie wollte, doch immer noch sucht, auf einen Ky, den die Unwesen seiner Vergangenheit wieder einzuholen scheinen, auf zwei Menschen, die scheinbar füreinander bestimmt sind, sich jedoch verlieren, kaum dass sie sich berührt haben.

Und so steht man am Ende des Romans wieder vor der Frage, die man doch schon lange geklärt zu haben geglaubt hat: Gibt es einen gemeinsamen Weg für Cassia und Ky? Findet Ky seine Bestimmung? Als Teil der Revolution, wohlmöglich als ihr Anführer? Oder  gibt es irgendwo den Ort, denn er sich für ein Leben mit Cassia wünschen würde, einen Platz außerhalb des Kampfes des Systems?

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Für alle Film-Affinen: Hier der aktuelle Trailer zum Buch „crossed“:

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Die Flucht: Cassia & Ky, 4.7 out of 5 based on 3 ratings

2 Gedanken zu „Die Flucht: Cassia & Ky

  1. Ich have auch „die Flucht“ gelesen und war wirklich SEHR enttäuscht…
    Der Mittelteil war wirklich riesig langweilig und Manches wurde nicht klar, z.B.
    Warum hat Ky sich der Erhebung angeschlossen, wenn er doch so dagegen war? Etc.
    Erst recht das Ende war schrecklich! Am Anfang kämpfen sie (Cassia und Ky) darum zusammenzubleiben und nachher sind sie dann doch an zwei verschiedenen Orten und auch so war das Ende wirklich blöd.
    Im Gesamten fand ich diesen Teil wirklich enttäuschend und blöd.
    Ich kann mich den Meinungen, dass dieses Buch besser wäre als die Biss-Saga oder die Hungerspiele, nicht anschließen.

    1. Hi Marie,
      ja, auch ich war sehr enttäuscht, wie man der Rezension entnimmt. Trotzdem werde ich dem 3. Band noch eine Chance geben. Die Ankunft erscheint im Januar. Dann bin ich mal sehr gespannt, wie es ausgeht…

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