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Fräulein Kellermann und die Kunst des Schwärmens

Barbara Voß
Taschenbuch:
448 Seiten
Verlag:
rororo; Auflage: 2
Erscheinungstermin: 1. November 2007
ISBN-10:
3499245655

Ein paar Stunden sind vergangen, seit ich „Fräulein Kellermann und die Kunst des Schwärmens„ beendet habe und immer noch habe ich diese eine Melodie im Ohr, die ich zukünftig unweigerlich mit dem Buch verbinden werde:  „Da waren sie, die ersten schlichten, langsamen Gitarrenakkorde von Johnny Cashs‘ Hurt … dann die Stimme: I hurt myself today – to see if I still feel – a focus on the pain – the only thing that’s real… Und jetzt, das Ansteigen zum traurig-hoffnungsvollen Schlussakkord: And you could have it all…“ Danach bin ich  jedes Mal bewegt, aber auch erschöpft, genauso wie Perdita Kellermann.  Aber ich bin auch glücklich. Denn ich habe einen neuen Schwarm. Er heißt „Fräulein Kellermann und die Kunst des Schwärmens“:

Geneigter Leser, glauben Sie mir, Sie wollen nicht, dass ich nun ansetze und in aller Einzelheit den Inhalt wiedergebe. Seien Sie versichert, lieber wollen Sie verführt werden, wollen sich einfach nur entspannen und zuhören, nachspüren und schwärmen … Wir probieren ein kleines Experiment. Ich versuche Ihnen eine kleine Kostprobe der Atmosphäre aufzuzeigen, die Sie bei der Lektüre dieses unglaublich originellen Romans erwartet:

Schließen sie die Augen, hören Sie schon die Akkorde der Gitarre?  Riechen  den Rauch von Perdita Kellermanns selbstgedrehten Gauloises? Schmecken Sie bereits den erfrischenden Kräutertee, liebevoll vorbereitet? Oder lassen Sie sich gerade ein Stück der unvergesslichen Zartbitter-Schokolade Perditas für 35 Cent auf den Lippen zergehen? Geben Sie acht, vielleicht fühlen sie auch einen Wimpernschlag auf Ihrer Haut, sehen das Fräulein Kellermann beim Putzen, beim Lachen, sehen es vor sich, mit Blumen in der Hand, eine Frau die vom Markt kommt, dunkles langes Haar, „einen großen geblümten, bis oben hin vollen Henkelbeutel tragend, aus dem ein Ciabatta oder die roten Köpfe von Radieschen herauslugten“. Das alles hat Pathos, Energie, und Sie möchten ein wenig mehr wissen von der fabelhaften Welt des Fräulein Kellermann, die nach mehreren Liebesleiden durch bewusste Herstellung äußerer und innerer Ereignislosigkeit genesen will.  Sie macht es schneewittchengleich. Gibt ihren Alltag als Talkshowredakteurin auf und träumt sich in eine Welt hinter den Bergen, geschützt von ihren sieben Zwergen, die sie in Form von feinsäuberlich ausgewählten Putzjobs findet. Vielleicht hören Sie aber auch schon die dunkle Stimme von Alf am Telefon bei seinen unzähligen Stummfilmanrufen, denen Perdita nur schwer widerstehen kann, fühlen den glühenden Blick Osmans auf Ihrem Gesicht. Fühlen Sich ergriffen, sind neugierig, wollen mehr sehen, mehr lesen, wollen schwärmen … Und ahnen, dass es bei dieser ersehnten Ereignislosigkeit im Leben von Fräulein Kellermann nicht bleiben kann.

Das ist die Welt von Fräulein Kellermann. Ich weiß, womöglich finden Sie diese Informationen spärlich und auch verwirrend. Aber glauben Sie mir, wenn Sie zum Schwärmen geboren sind, dann fangen Sie nun an zu lesen und ich verspreche Ihnen eins: Garantierte Heiterkeit!

Gesagt sei nur noch folgendes: Sie Frau Voß, hören Sie bitte nicht auf zu schreiben. Machen Sie weiter. Verführen sie Ihre Leser mit dieser rauchigen dunklen Stimme, dieser Sprachmelodie, diesem Pathos, dieser Eleganz. Denn Ihre Leser werden auch zukünftig von Ihnen schwärmen!

Ich klicke mitunter erneut auf den Youtube Link von „Hurt“. Und alles beginnt von Neuem: „If I could start again – a million miles away – I would keep myself – I would find a way …“
Probieren Sie es aus!

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